Marienbilder Graffiti

Big Time, Marty!

im Thema

„Big Time, Bill, Big time, big time“
The Hawk (Ronny Hawkins) in The Last Waltz

Manchmal hat ein gewisser Sammeltrieb auch sein Gutes: mir ist jedenfalls neulich ein alter Ordner mit kopierten Blättern rund um die Filmtheorie aus den Studententagen in die Hände gefallen. Einmal aufgeschlagen und schon lag die Begleitlektüre zu Martin Scorseses äußerst gelungener Geburtstagsaustellung im Filmmuseum Berlin vor mir.

Woher der Aufsatz stammt, kann ich nicht rekonstruieren, aber warum ich ihn aufgehoben habe, wurde mir schnell klar: die Autorin konstruiert darin einen vielleicht nicht naheliegenden, aber plausiblen Bezug zwischen Scorsese und Joyce. Beide ziehen ja ihre künstlerische Kraft aus der Auseinandersetzung mit dem Katholizismus. Der Druck einer erzwungenen Gemeinschaft, der Glaube und der Kampf mit der großen „Familie“ ist jedenfalls Scorsese Thema – und Joyce hat schon in den Dubliners die Protagonisten mit katholischen Tugenden und Sünden hadern lassen. Ein interessanter Vergleich jedenfalls, dem wir bei Gelegenheit weiter nachforschen sollte. Und damit haben wir auch gleich wieder einen Mosaikstein für die weiter zu entwickelnde These, das Parallel zu der Auflösung des bürgerlichen Kunstbegriffs im eventorientierten Spätkapitalismus auch die Künstler nun die letzten Widerstandssysteme, und damit vielleicht auch den Boden für die richtig große Kunst, verloren haben… Nachdem ich jetzt jedenfalls in den letzten Wochen ungefähr die Hälfte von Scorseses Filmen noch einmal gesehen habe, bestätigt sich eine Ahnung aus den Neunzigern (und natürlich P.s These… :-): das Scorsese , wenn nicht schon mit Goodfellas so doch spätestens mit Casino seinen künstlerischen Zenith überschritten hat…

„You don’t fuck around with the infinite.
There’s no way you do that.“
Charly (Harvey Keitel) in Mean Streets


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